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$bildo1;Anatole France-Zitat, rechts
Mehr und mehr habe ich den Eindruck, dass es für Außenstehende ziemlich schwierig ist, ein realitätsnahes Bild von Esperanto und seiner Sprach- und Kulturgemeinschaft zu gewinnen. Das liegt daran, dass eine Vielzahl von unzutreffenden Aussagen zu Esperanto in Umlauf sind, die weithin geglaubt werden; bisher habe ich etwa achtzehn solche Falschinformationen zusammengetragen. So wird etwa fälschlich behauptet, Esperanto habe keine Literatur oder keine Kultur, es gebe keine Wortspiele, es habe keine Muttersprachler - und sei daher keine lebende Sprache - oder es gebe keine Entwicklung in der Sprache; all das gibt es. Mancher glaubt auch irrtümlich, es sei das Ziel, andere Sprachen im täglichen Gebrauch zu ersetzen (Esperanto ist eine ergänzende Sprache für internationale Kontakte) oder Esperanto sei für Chinesen ebenso schwer wie andere europäische Sprachen (während es tatsächlich in etwa einem Viertel der Zeit zu lernen ist). Vermutlich ist schon an diesen acht Beispielen erkennbar, dass die Sicht auf Esperanto sehr stark von zutreffenden Ausgangsinformationen abhängt; mehr Irrtümer zu Esperanto gebe ich weiter unten wieder.
Wenn man nun versucht, sich über Esperanto zu informieren oder wenn man zufällig informiert wird, begegnet einem recht rasch eine oder mehrere dieser Falschinformationen. Wenn einem nicht bewusst ist, wieviel Falsches es über Esperanto zu lesen und zu hören gibt, ist man geneigt, das dann auch zu glauben, insbesondere, wenn es in als serös geltenden Publikationen wie der Zeit, FAZ, Süddeutsche oder Neue Zürcher zu finden ist oder wenn eine Professorin oder ein Professor der Sprachwissenschaft, der Geschichte, der Philosophie oder der Wirtschaftswissenschaft das mitgeteilt hat. Schließlich kann man aus Zeitgründen nicht alles im einzelnen nachprüfen, was einem mitgeteilt wird - und man vermutet auch eher, seriöse Zeitungen sowie Professorinnen und Professoren würden ihre Informationen sorgfältig recherchieren und korrigieren, wenn nötig; bei Esperanto wird eine Korrektur leider nur selten vorgenommen. Das ist - so verblüffend das klingen mag - anders als in der Wikipedia, wo heute die Regel gilt, dass Informationen zu belegen sind; so findet man in den Artikeln zu Esperanto in der deutschen oder englischen Wikipedia im wesentlichen richtige Informationen sowie Einzelnachweise, bei denen man nachlesen kann.
Bei Journalistinnen und Journalisten unterscheide ich zwei Arten von Artikeln. Die einen sind nach einem Besuch bei einer Esperanto-Veranstaltung oder nach einem Gespräch oder Telefonat mit Esperanto-Sprechern (und evtl. anderen Fachleuten) entstanden. Diese Artikel vermitteln fast immer ein realistisches Bild. Herausragend ist die dpa, die über Esperanto in mehreren Dutzend Artikeln berichtet hat und nach meiner Erinnerung noch nie irgendwelche erheblichen Fehler verbreitet hat; nicht nachgeprüfte Informationen sowie Bewertungen werden sehr sorgfältig im Konjunktiv und mit Quelle für die jeweilige Aussage dargestellt.
Nach der Erstellung des Artikels durch den Autor wird allerdings vom sogenannten "Blattmacher" einer Zeitung eine Überschrift erstellt; manchmal schreibt er oder sie auch eine kurze Einleitung. Überschrift und Einleitung geben leider oft mehr eine Art Grundgefühl des Blattmachers zu Esperanto wieder und das hat gelegentlich wenig mit der überprüfbaren Esperanto-Wirklichkeit zu tun.
Andere Artikel sind offensichtlich am Schreibtisch entstanden, mit nur unzureichender Nutzung von Telefon und Internet; die gute alte römische Empfehlung, "audiatur et altera pars", auch die andere Seite soll gehört werden, wird dabei oft nicht beachtet. So entstehen Artikel oder manchmal Radio-Beiträge, die in starkem Maße auf Falschinformationen beruhen, manchmal vermischt mit etwas eigenwilliger Interpretation der Sprache und der Wirklichkeit. Der Komponist, Musikwissenschaftler und Journalist Edwin Baumgartner hat z.B. einen Artikel zu Esperanto in der Wiener Zeitung vom 13. 4. 2017 veröffentlicht, in dem eine Zwischenüberschrift lautet "Keine Märchen auf Esperanto". Natürlich gibt es Märchen auf Esperanto, übersetzte Märchen und in Esperanto geschriebene Kunstmärchen; die Esperanto-Sammlung der Wiener Nationalbibliothek ### enthält laut Katalog mehr als vierzig Bücher mit "fabelo" im Titel###. Und ebenso klar ist, dass Volksmärchen vor vielen hundert Jahren entstanden sind und das es also keine in der erst seit 1887 bestehenden Esperanto-Sprachgemeinschaft entstandenen Volksmärchen geben kann. Der Bitte, die Zwischenüberschrift zu ändern, hat sich Herr Baumgartner verweigert, mit der Argumentation, es gebe keine genuinen Märchen in Esperanto, allenfalls Kunstmärchen oder Übersetzungen. Es ist anzunehmen, dass die Mehrzahl der Leserinnen und Leser die Aussage "Keine Märchen auf Esperanto" in dem Sinne interpretiert, es gebe keine Märchen auf Esperanto - hier gelingt die Falschinformation der Öffentlichkeit mit sehr fadenscheinigen Argumenten.
###Die Zählung von achtzehn Falschinformationen enthält nur die recht einfach zu überprüfenden Aussagen zu Esperanto: Mancher nimmt z. B. an, ### es gebe keine Literatur in Esperanto oder zumindest keine Originalliteratur; allerdings sind bisher etwa zehntausend Esperanto-Bücher erschienen und in den letzten dreißig Jahren sind recht konstant jährlich etwa 120 weitere Bücher veröffentlicht worden. Die Originalliteratur des Esperanto hat Geoffrey S. Sutton in seiner "Concise Encyclopedia of the Original Esperanto Literature"### zusammengetragen; etwa 300 Autoren werden dort vorgestellt. Ein Mitgtlied der Académie Franc,aise hat hingegen mal geschrieben, es gebe gar keine Esperanto-Autoren. ###
Auch die Musikkultur in Esperanto ist teilweise nicht bekannt, obwohl man viele Esperanto-Lieder bei Youtube finden kann; https LInk musik Esperanto. ### Es ist leicht zu recherchieren, dass es Kinderlieder, Verse, Flüche, Witze und Redensarten in Esperanto gibt; auch Mehrdeutigkeiten machen die Sprache Esperanto im täglichen Leben manchmal lustig. ###
Und da das Leben nach meiner Überzeugung ohne Humor schwer zu ertragen ist, zum Abschluss ein Witz zur Problematik der Wahrheitsfindung: Vor einem Richter waren die beiden streitenden Parteien zusammengekommen und ein Mann im Publikum. Die eine Seite trägt vor, der Richter kommentiert: Da haben Sie recht. Dann trägt die andere Seite vor, der Richter kommentiert: Da haben Sie recht. Da sagt der Mann im Publikum, ich bitte um Verzeihung, Herr Richter, aber das kann doch nicht sein, dass beide recht haben. Der Richter antwortet: Da haben Sie recht.